Wechseljahre: Leben ist Veränderung
Wechseljahre als Neustart
Die Wechseljahre sind eine Umbruchphase im Leben einer Frau, die oft mit gemischten Gefühlen betrachtet wird. Patricia Kocherscheidt engagiert sich als Wechseljahre-Beraterin für Frauengesundheit und ermutigt dazu, den Veränderungen offen und positiv zu begegnen – ohne die Symptome kleinzureden.
Frau Kocherscheidt, können Sie vorab kurz erläutern, was Sie mit der BKK Deutsche Bank verbindet?
Patricia Kocherscheidt: Sehr gerne. Als ich 1992 meine Ausbildung bei der Deutschen Bank in der Filiale Düsseldorf begann, war es für mich selbstverständlich, in die Krankenkasse meines Arbeitgebers einzutreten. Nach fast 30 Jahren Konzernzugehörigkeit und auch jetzt, nach meiner beruflichen Neuorientierung im Bereich Frauengesundheit, kann ich aus der Sicht einer Wechseljahre-Beraterin sagen: Es war die absolut richtige Entscheidung. Die BKK Deutsche Bank bietet mir in den verschiedenen Lebensphasen immer die Unterstützung, die ich brauche, und lässt uns Frauen auch auf dem Weg durch die Wechseljahre nicht allein.
Welche Botschaft möchten Sie den Frauen mitgeben?
Patricia Kocherscheidt: Jede Frau erlebt die Wechseljahre anders, manche leiden sehr unter den Begleiterscheinungen wie Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen, andere haben kaum Probleme. Mein Anliegen ist es, Frauen zu ermutigen, diese ganz normalen Veränderungen anzunehmen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie diese Lebensphase gut bewältigen können. Besonders schön finde ich es, wenn es gelingt, diese Zeit auch als Chance zu begreifen. Meine wichtigste Botschaft lautet darum: Die Wechseljahre sind mehr als nur das Ende der fruchtbaren Jahre – sie sind der Beginn eines neuen, aufregenden Lebensabschnitts.
Dennoch sind die Wechseljahre ein Einschnitt, der verunsichern und das Wohlbefinden beeinträchtigen kann. Können Sie kurz erklären, was in dieser Zeit im Körper passiert?
Patricia Kocherscheidt: In den Wechseljahren finden tiefgreifende hormonelle Veränderungen statt. Meist merken Frauen in der Phase zwischen 45 und 55 Jahren, dass sich ihr Körper verändert, aber der Prozess beginnt schon früher. Mit den ersten Zyklen ohne Eisprung sinkt zunächst der Progesteronspiegel. Häufig erleben Frauen bereits mit Anfang 40 Veränderungen wie zum Beispiel Gelenkbeschwerden durch Wassereinlagerungen, Gereiztheit oder Veränderungen im Menstruationszyklus, die sie meist gar nicht mit den Wechseljahren in Verbindung bringen. Bekannter ist das spätere Absinken des Östrogenspiegels, das ebenfalls zu vielfältigen Symptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen führen kann. Diese Veränderungen sind völlig normal und zeigen, dass der Körper sich auf eine neue Phase vorbereitet.
Diese Symptome können sehr belastend sein. Wie können Betroffene gegensteuern und gut durch die Wechseljahre kommen?
Patricia Kocherscheidt: Der Schlüssel liegt darin, die Veränderungen anzunehmen und Wege zu finden, damit umzugehen. Ein gesunder Lebensstil spielt dabei eine zentrale Rolle. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und eine gute Schlafhygiene sind essenziell. Auch der Austausch mit anderen Frauen, die die gleiche Phase durchleben, kann sehr unterstützend sein.
Leben ist Veränderung, und die Wechseljahre sind ein weiterer Beweis dafür, wie anpassungsfähig und stark wir sind.
Wie leicht fällt es Frauen denn, über die Wechseljahre zu sprechen?
Patricia Kocherscheidt: Das Thema bekommt erfreulicherweise in der Öffentlichkeit immer mehr Aufmerksamkeit, aber selbst über die eigenen Wechseljahre und Beschwerden zu reden, ist etwas ganz anderes. Da beobachte ich, dass viele Frauen nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Umfeld eher zurückhaltend sind. In meinen Kursen erlebe ich häufig, wie dankbar die Frauen nicht nur für den fachlichen Input sind, sondern auch für den Austausch mit Gleichgesinnten. Sie erfahren, dass sie mit ihren Fragen und Sorgen nicht alleine sind, und können im geschützten Raum über alles sprechen, was sie bewegt – offen und tabulos.
Sie haben die Bedeutung eines gesunden Lebensstils angesprochen. Können Sie das näher ausführen?
Patricia Kocherscheidt: Eine ausgewogene Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist wichtig, um den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Frauen sollten auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D achten, um die Knochengesundheit zu unterstützen. Es kann auch hilfreich sein, den Konsum von Koffein und Alkohol zu reduzieren, da diese Substanzen zum Beispiel Hitzewallungen verstärken können. Viele Frauen nehmen trotz gleichbleibendem Essverhalten zu, da der Energiebedarf und die Muskelmasse in den Wechseljahren sinken. Vor diesem Hintergrund empfehle ich, kalorienarme Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte zu bevorzugen. Außerdem ist Bewegung wichtig. Es muss nicht immer intensiver Sport sein – auch regelmäßige Spaziergänge, Yoga oder Schwimmen können viel bewirken. Wichtig ist, eine Aktivität zu finden, die Spaß macht und sich gut in den Alltag integrieren lässt. Ein gezielter Muskelaufbau und Krafttraining zur Unterstützung des Grundumsatzes und der Knochengesundheit sind aus meiner Sicht unverzichtbar.
Einige Frauen klagen über Schlafstörungen. Haben Sie da Tipps?
Patricia Kocherscheidt: Schlafstörungen sind in der Tat ein häufiges Problem in den Wechseljahren. Eine gute Schlafhygiene kann helfen, sie zu lindern. Dazu gehören feste Schlafenszeiten, ein kühles und dunkles Schlafzimmer und der Verzicht auf Smartphone oder Tablet vor dem Schlafengehen. Auch Entspannungsmethoden wie Meditation oder Atemübungen können helfen. Dadurch wird auch Stress abgebaut, der viele Wechseljahresbeschwerden verstärken kann. Deshalb ist es wichtig, herauszufinden, was einen stresst, zum Beispiel durch das Führen eines Tagebuchs, und dann gezielt gegenzusteuern.
Manchmal reichen die oben beschriebenen Maßnahmen nicht aus und Frauen erwägen eine Hormonersatztherapie. Was ist dabei zu beachten?
Patricia Kocherscheidt: Wichtig ist zunächst eine gründliche individuelle Gesundheitsbewertung, bei der die persönliche und familiäre Krankengeschichte sowie die Schwere und die Art der Wechseljahresbeschwerden berücksichtigt werden. Nutzen und Nebenwirkungen einer Therapie müssen sorgfältig abgewogen werden. Fragen zu individuellen Risiken, verschiedenen Therapiemöglichkeiten und Erwartungen an die Behandlung sollten mit dem Arzt besprochen werden. Frauen benötigen in der Regel eine Kombination aus Östrogen und Progesteron, um das Risiko für Gebärmutterkrebs zu verringern, während Frauen ohne Gebärmutter eine reine Östrogen-Therapie erhalten können. Empfohlen wird, mit der niedrigsten wirksamen Dosis zu beginnen, die Dosierung und Art der Hormone regelmäßig zu überprüfen und die Therapie nicht länger als nötig fortzusetzen. Ergänzend bleiben eine gesunde Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung wichtig. Auch nicht-hormonelle Alternativen, etwa pflanzliche Präparate, oder eine Kombination von hormonellen und nicht-hormonellen Ansätzen können in Betracht gezogen werden.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Frauen in den Wechseljahren?
Patricia Kocherscheidt: Gynäkologinnen und Gynäkologen sind natürlich wichtige Ansprechpartner. Darüber hinaus gibt es seit einigen Jahren zum Beispiel auf Selbstzahlerbasis Wechseljahre-Beraterinnen, die sich auf die Frauengesundheit in dieser Lebensphase spezialisiert haben. Die Beraterinnen gehen ganzheitlich auf die individuellen Umstände der Frau ein und erarbeiten in Einzelgesprächen gemeinsam mit der Kundin passende Lösungsansätze. Mit Blick auf den angesprochenen gesunden Lebensstil können die Mitglieder der BKK Deutsche Bank außerdem eine Vielzahl an Präventionsmaßnahmen im Rahmen des Online-Angebots oder der Gesundheitswochen nutzen. Und nicht zuletzt sind die Vorträge, die ich im Rahmen der Gesundheitskampagne halten darf, eine tolle Möglichkeit, sich über verschiedene Schwerpunktthemen rund um die Wechseljahre zu informieren. Mit diesem Angebot beweist die BKK Deutsche Bank einmal mehr, dass ihr die Gesundheit ihrer Versicherten in allen Lebensphasen gleichermaßen am Herzen liegt.
Frau Kocherscheidt, vielen Dank für das informative Gespräch. Haben Sie abschließend noch einen Rat für Frauen, die gerade in die Wechseljahre kommen?
Patricia Kocherscheidt: Seien Sie geduldig mit sich selbst und nehmen Sie die Veränderungen an. Wenn Sie sich informieren, Unterstützung suchen und auf sich selbst achten, können Sie diese Zeit als eine Zeit des Wachstums und der Selbstfindung erleben. Leben ist Veränderung, und die Wechseljahre sind ein weiterer Beweis dafür, wie anpassungsfähig und stark wir sind.
Veröffentlicht: 26.08.2024 - Aktualisiert: 30.08.2024